Vorstellung der neuesten Ausgabe "Blätter zur Landeskunde THÜRINGEN"

v.l.: Friedhelm Berger, Mike Baumgarten, Franz-Josef Schlichting, Beate Meißner

Am heutigen Montag wurde die neueste Ausgabe der „Blätter zur Landeskunde THÜRINGEN“ mit dem Titel „Ali Kurt Baumgarten (1914-2009) - Ein Thüringer Expressionist“ offiziell der Öffentlichkeit in der Stiftung vorgestellt. Zu Gast waren neben Landtagsabgeordnete Beate Meißner (CDU) und den Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins des Ali Kurt Baumgarten-Museums, Friedhelm Berger auch der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Franz-Josef Schlichting und der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung, Mike Baumgarten.

In der Dauerausstellung von Ali Kurt Baumgarten

Pressespiegel

Nachfolgender Artikel erschienen im Freien Wort, Lokalteil Sonneberg, 04.07.2018.

Autor: Cathrin Nicolai

"Judenbach - In der Region kennt Ali Kurt Baumgarten jeder. Aber in anderen Gegenden ist der Künstler leider nicht so bekannt. "Das soll anders werden, denn schließlich ist die Stiftung in Judenbach wirklich ein fantastischer Ort, den man unbedingt besuchen muss", war sich die Landtagsabgeordnete Beate Meißner sicher. Ein erster Schritt dafür ist ihr bereits mit der Ausstellung im Thüringer Landtag gelungen. Jetzt folgte ein weiterer, widmet sich die aktuelle Ausgabe der "Blätter zur Landeskunde" dem Thüringer Expressionisten. Am Montag wurde sie offiziell in der Stiftung Judenbach vorgestellt. Schon auf der Ausstellung im Landtag, so erinnerte der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Franz-Josef Schlichting, sei schnell klar gewesen, dass man zu Ali Kurt Baumgarten etwas machen muss. "Wegen des Künstlers und der besonderen Persönlichkeit", begründete er und freute sich, dass das Vorhaben nun auch in die Tat umgesetzt werden konnte. Nicht nur Baumgartens Bilder, so fuhr er fort, sondern vor allem auch sein bewegtes Leben, müsse man einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. "Sein Leiden unter der NS-Diktatur, seine Repressalien, die im DDR-System ertragen musste und ganz besonders sein Wirken, mit dem er nach der Wende noch einmal voll losgelegt hat", begründet er. "Er hat versucht, die gestohlenen 40 Jahre nachzuholen", pflichtete ihm Mike Baumgarten, der Enkel des Malers bei. Nicht nur er war dankbar, dass mit der neuesten Ausgabe der Thüringer Blätter für die Ausstellung über das Leben und Wirken Ali Kurt Baumgartens mehr Werbung gemacht werde. "Damit können wir sicher noch mehr Besucher hierher nach Judenbach locken", sagte er. Beate Meißner war dankbar, dass sie die Landeszentrale für politische Bildung ermutigen konnte, sich auch für den ländlichen Raum zu interessieren. "Auch der Landkreis Sonneberg hat etwas zu bieten", hobt sie hervor. Zusammengestellt und erarbeitet wurde das "Extrablatt" vom Kurator der Stiftung, Friedhelm Berger. Er gibt den Lesern einen kurzen Überblick über das Leben von Ali Kurt Baumgarten, der schon in der Schule für sich entschieden hatte, dass er Kunstmaler wird. 1932 konnte er seinen Traum verwirklichen. Er bestand an der Akademie der bildenden Künste in München die Aufnahmeprüfung und durfte bei und Professoren Karl Caspar, Hugo Troendle und Olaf Gulbransson studieren. Schon zu dieser Zeit stellte er fest, dass der Expressionismus "genau sein Stil" war. Ein Jahr später verließ er die Akademie, da "durch die NSDAP kreatives Denken und Schöpfertum der Lehrkräfte und Studenten unterbunden wurden". Wieder zurück in Judenbach arbeitete er als freischaffender Künstler, aber leider nicht sehr lange, bekam er 1934 ein Berufsverbot und durfte seine Werke weder ausstellen noch verkaufen. Ali Kurt Baumgarten malte weiter und schuf unter anderem seine Holzschnitte, das als "Kontrastprogramm zum damaligen Schönheitsideal" gilt. Nach dem zweiten Weltkrieg und Gefangenschaft widmete sich Ali Kurt Baumgarten der Spielzeugindustrie, legte 1952 die Meisterprüfung zum Spielwarenhersteller und 1954 zum Kunsthandwerker ab und war schnell einer der führenden Spielzeugdesigner. Die Kinder liebten seine Tiere aus Holz oder die Spielfiguren aus Kunststoff. Später war er in der baugebundenen Kunst tätig und fertigte Wandbilder für Kinderheime, Kliniken, Gästehäuser oder den Jugendclub "KM" in Sonneberg. Wichtig war es ihm dabei, andere Themen zu wählen. "Sozialistische Motive und Schlachtenmalerei waren mir zuwider", hatte er begründet. Deshalb malte er lieber Flora und Fauna in leuchtkräftigen Farben. Erstmals geht Friedhelm Berger in der kleinen Broschüre auch auf die Stasiakte des Künstlers ein. "Die umfasst immerhin 49 Seiten", weiß er und verweist darauf, dass Ali Kurt Baumgarten sie nie selber gelesen hat. Festgehalten sind hier unter anderem solche Aussagen wie "Die Zeit hat ihre Künstler so zu akzeptieren wie sie sind, Zensur ist Freiheitsbeschränkung". Auffällig ist für den Autor, dass die Akte kurz nach der Verleihung des "Theodor-Körner-Preises" der DDR 1985 endet. "Warum weiß keiner", sagt Friedhelm Berger. Er verweist ganz bewusst am Ende der Vorstellung nur ein kleines bisschen auf das Museum, das zu Ehren des Künstlers in Judenbach geöffnet wurde. "Um neugierig zu machen", sagt er. Das Blatt zur Landeskunde ist in einer Auflage von 5 000 Euro erschienen und im Judenbacher Museum oder in der Landeszentrale für politische Bildung kostenlos erhältlich."

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