Ereignisreiches Wochenende in der Stiftung

Pressespiegel

Nachfolgender Artikel erschienen im Freien Wort, Lokalteil Sonneberg, 21.10.2019.

Autor: Moritz Bauer

 

Judenbach – Im Veranstaltungsplan der Stiftung Judenbach standen am vergangenen Samstag gleich drei verschiedene Events, welche unterschiedliche Besuchergruppen in die Räumlichkeiten der Alten Handelsstraße 83 lockten. Zur besten Kaffeezeit um 15 Uhr wurde mit der Finissage der Kunstausstellung „Werkschau“ die Ausstellungsreihe „Kunst im Wechsel“ für das Jahr 2019 beschlossen. Die gebürtige Judenbacher Künstlerin Luise Horwath kehrte bereits zum dritten Mal in ihr Heimatdorf zurück, diesmal hielt sie zusammen mit ihrem Ehemann Ralf Schepke eine Lesung aus ihren lyrischen Werken im Stiftungs-Café. Neben ihrer malerischen Tätigkeit, die später zu ihrem Beruf wurde, entfaltete sie mit zunehmendem Alter mehr und mehr auch ihre poetische Ader. In ihren Ausführungen nahm Horwath Bezug auf ihre Kindheit, die sie im Bergdorf verbrachte: „In mir geblieben ist der rauschende Wald und der tiefe Schnee, das ist Judenbach“. Sie schilderte ausgehend von früheren Erinnerungen den Einfluss der heimatlich-familiären Kultur auf ihre weitere Entwicklung. Auf poetische Naturbeschreibungen folgten persönliche Erzählungen aus vergangenen Tagen – „Das Karussell“ handelt beispielsweise von Erinnerungen an die Judenbacher Kirmes. Abwechselnd mit ihrem Ehemann las sie inhaltlich zusammenhängende Passagen aus ihrer Lyriksammlung, die, wie sie sagt, mit einer Reise am Fluss der Zeit zu vergleichen ist. Der zweite Lesungsteil fügte sich dann in einen anderen Kontext ein: Sie verarbeitet die unterschiedlichsten Stimmungslagen des Lebens in Gedichtform und beschäftigt sich mit größeren philosophischen Themen, wie mit der Rolle des einzelnen Individuums in der Gesamtheit des großen Ganzen. In das Gedicht „All wir“ packt sie salopp gesagt geballte Lebenserfahrung in komprimierter Form, im Anschluss entfaltete sie einzelne Motive und machte den lyrischen Inhalt auf diese Weise für die Gäste lebendig. Ihre Gedankenströme sind weitreichend, bauen thematische Brücken, verknüpfen und erschließen Zusammenhänge menschlicher Daseinsfunktionen.
Der Stiftungsvorsitzende Albrecht Morgenroth dankte Luise Horwath nochmals dafür, dass sie mit ihrer Kunst, aber auch mit ihren poetischen Texten heimgekehrt ist. „Es freut besonders deine vielen Schulfreunde, dass du heute zum dritten Mal zurückgekommen bist, um das Ganze mit einer Finissage zu beschließen“, so Morgenroth, welcher selbst einst mit Horwath die Schulbank drückte.
Quasi zeitgleich war im Grünen Klassenzimmer Hochkonjunktur künstlerischen Schaffens. Das Ali Kurt Baumgarten-Museum bot zum wiederholten Male einen Kreativ-Kurs an. Diesmal lautete das Motto „Akt-Zeichnen und Akt-Modellieren“ mit Holzbildhauermeister Volker Sesselmann aus Steinach. Fünf Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer versuchten sich zuerst zeichnerisch mit Bleistift und später plastisch mit Modellierwachs. Als realistische Vorlage stand ein männliches Akt-Modell zur Verfügung. „Die aus Wachs geformten Körper dienen als Vorarbeit zum Bronzeguss, der später professionell durchgeführt werden wird“, so Dozent Volker Sesselmann. Einen besonders kreativen Ansatz zum Modellieren hatte Matthias Rudolph aus Mitwitz, der zum ersten Mal bei einem Kreativkurs in Judenbach dabei war. Er formte aus Maschendraht das Gerüst seiner entstehenden Figur, später ummantelte er dieses mit Ton. Der Dozent gab wieder viele, hilfreiche Hinweise beim „Über-die-Schulter-Schauen“ und half den Kunstinteressierten, öfters die Perspektive zu ändern. Die Arbeiten mit Bleistift und Wachs wurden tags darauf am Sonntag fortgesetzt.
Doch der Tag war in der Stiftung noch lange nicht beendet. Die bundeslandübergreifende Museumsnacht Coburg-Südthüringen lockte zahlreiche Museums-Bummler ins Bergdorf. Bestaunt werden durften bis 23 Uhr die Kunstausstellung „Werkschau“ von Luise Horwath in der Großen Ausstellungshalle, die Mechanische Spielzeugsammlung Weidner und die Dauerausstellung von Ali Kurt Baumgarten.

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