"Fräulein Steiff" füllt Stiftungscafé

Pressespiegel

Nachfolgender Artikel erschienen im Freien Wort, Lokalteil Sonneberg, 31.03.2023.

Autor: Moritz Bauer

 

Judenbach. Fast jedes Kind hat mit einem Teddybär gespielt. Eine der „Mütter“ des Plüschtiers ist Margarete Steiff. Über sie gibt es eine spannende Biografie.

Einen kulturellen und musikalischen Leckerbissen hielt am Mittwoch eine Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen im Café der Stiftung Judenbach bereit. Die Autorin Maren Gottschalk gab den Besuchern mit ihrer Romanbiografie zu Margarete Steiff vielschichtige Einblicke in das Leben und Wirken der berühmten Gründerin der gleichnamigen Spielwarenfabrik Steiff.

„Ich bin nicht krank, ich kann nur nicht laufen“, lautet einer der wohl markantesten Sätze der 1847 im schwäbischen Giengen an der Brenz geborenen Unternehmerin, die in ihrem zweiten Lebensjahr an Kinderlähmung erkrankte und seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen war. Doch ihr körperliches Handicap hinderte Margarete Steiff nicht daran, schon früh ambitionierte Pläne für ihre Zukunft zu schmieden.

„Ein starker Wille, Humor und eine ausgeprägte Neugier – schon als kleines Mädchen wollte Margarete die Welt erobern. Entschlossen folgte sie ihrem Ziel, unabhängig zu sein, und setzt nicht nur ihren Wunsch durch, Schneiderin zu werden, sondern eröffnet auch ein florierendes Filzgeschäft“, gibt die Journalistin und Biografieautorin Maren Gottschalk in Judenbach aus ihrem Roman „Fräulein Steiff“ zum Besten, der im Juni 2022 erschien.

Das Genre der Romanbiografie zeichnet sich dadurch aus, den Lesern eine historische Persönlichkeit näherzubringen. Besonders markant hierbei: historische Fakten und die Fantasie der Autorin vermischen sich zu einer Symbiose aus Realität und Fiktion. Somit wird die jeweilige Figur lebendig und mit all ihren Charaktereigenschaften und Wesenszügen für den Leser erlebbar. „Ausgehend von der historischen Figur erfinde ich etwas und solange es plausibel ist und in die Geschichte passt, ist das auch okay“, erklärt Maren Gottschalk, die seit über zwanzig Jahren zahlreiche, von der Kritik sehr gelobte, Biografien verfasste.

In Judenbach ließ sie die Gäste an verschiedenen Lebensabschnitten von Margarete Steiff teilhaben, angefangen bei ihrer Kindheit und Jugend im heimischen Elternhaus bis hin zu ihrer Ausbildung zur Schneiderin und der späteren Unternehmensgründung der Margarete Steiff GmbH im Jahr 1880. Maren Gottschalks episodischer Streifzug durch das Leben der berühmten schwäbischen Unternehmerin gestaltete sich durch die Lesung einzelner Abschnitte und dem anschließenden Austausch mit dem Publikum äußerst abwechslungsreich.

Die Organisation des Abends in der Stiftung Judenbach übernahm die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins des Ali Kurt Baumgarten-Museums. Darüber hinaus kredenzte das Team des Stiftungscafés Fingerfood sowie Eisbecher und Getränke. Für musikalische Frühlingsklänge war derweil auch bestens gesorgt – der Judenbacher Frauenchor unter der Leitung von Barbara Zach umrahmte die Lesung mit beschwingten Titeln.

Die Geschichte des Teddybären mit dem Knopf im Ohr

Die Geschichte des Teddybären mit dem Knopf im Ohr beginnt eigentlich mit einem traurigen Ereignis: Als Margarete Steiff (geboren am 24. Juli 1847), die spätere Gründerin des Unternehmens, 18 Monate alt ist, erkrankt sie an hohem Fieber. Ihre Beine sind gelähmt, den rechten Arm kann sie nur unter Schmerzen belasten. Die Diagnose: Kinderlähmung. Doch Margarete lässt sich davon Zeit ihres Lebens nicht unterkriegen.

Sie macht eine Schneiderlehre, wird 1877 selbstständig und stellt einen kleinen Stoffelefanten als Nadelkissen her – der als Kinderspielzeug schnell zum Verkaufsschlager wird. 1880 wird die Margarete Steiff GmbH gegründet. 1892 sei der erste illustrierte Steiff-Katalog erschienen, der das inzwischen stark gewachsene Sortiment zeigte, heißt es beim Steiff Museum in Giengen an der Brenz.

Neben Elefanten gehörten nun etwa auch Affen, Esel, Pferde, Kamele, Schweine und Giraffen dazu. Bis der berühmte Teddybär entsteht, dauert es allerdings noch ein paar Jahre: Margaretes Neffe Richard Steiffentwirft den Bären „55 PB“ im Jahr 1902 nach seinem Eintritt ins Unternehmen. Es ist weltweit der erste Plüschbär mit beweglichen Armen und Beinen.

Eine Legende sagt, dass der „PB 55“ Anfang 1903 in die USA versandt wurde, aber dort bei den Kunden nicht ankam und daher wieder zurück nach Deutschland geschickt wurde. Nach der Darstellung in der „Welt von Steiff“, dem Museum der Firma Steiff, hat ein amerikanischer Vertreter, der in letzter Minute ein „Verlegenheitsmitbringsel“ brauchte, diesen Bären erstanden. Dem oder der Beschenkten soll der Bär jedoch nicht gefallen haben, woraufhin er weiterverschenkt wurde.

Schließlich sei er im Schaufenster eines Geschäftes dem Sekretär von US-Präsident Theodore „Teddy“ Roosevelt, einem leidenschaftlichen Bärenjäger, aufgefallen, der ihn als Dekoration für die Geburtstagstafel von Roosevelts Tochter gekauft habe. Sie sei von dem Bären so angetan gewesen, dass sie ihn nach ihrem Vater „Teddy“ getauft habe.

Der Bär wurde immer beliebter, sodass ein amerikanischer Vertreter 1903 auf der Leipziger Messe 3000 Teddybären bei der Firma Steiff bestellte, die nach einer weiteren Version der Geschichte als Tischdekoration auf einer Tafel des Präsidenten Verwendung fanden, woraufhin einer der Gäste ausgerufen haben soll: „Das sind ja Teddys Bären!“ Ab 1906 ist das Plüschtier unter dem Namen „Teddybär“ verkauft worden. Bis heute ist es das berühmteste Produkt des Unternehmens.

Um Steiff-Teddybären hat sich eine weltweite Sammlerszene entwickelt. Es gibt unter anderem Club-Mitgliedschaften und Abos zum Erwerb je eines Exemplars aus einem limitierten Jahresmodell. Es gibt spezielle Magazine, die auf Künstler, Kreative und Hobbymacher wie auch Sammler abgestimmt sind.

Kinder verwenden einen Teddybären als Kuscheltier. In der kindlichen spielerischen Welt wird er – analog zu anderen Spielfiguren – lebendig und als Wesen erlebt, das dem Kind einerseits anvertraut ist und das andererseits als Beschützer des Kindes fungiert.

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